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Datum: 19.05.2023

Auf dem Weg zu "Mehrwertorten" - auch im Garten

Coworking kann Unternehmenskultur in vielerlei Hinsicht voranbringen. Wirtschaftsförderung schiebt das jetzt verstärkt an.

Wolfenbüttel. Bei allem Stress in der Arbeit – Zeit für ein Späßchen sollte immer bleiben. Das stärkt die Kreativität und erhöht den Output. Und so fand sich das Team der Wirtschaftsförderung (WiFö) im Landkreis um Dr. Claudius Schiller sofort bereit für einen etwas anderen Fototermin. Schnell wurden drei Stühle in den Garten getragen, nur eine Person musste stehen..

Tatsächlich übernimmt die Regionalmanagerin einen Bereich, der noch gefehlt hat im Büro der WiFö. Seit April arbeitet die studierte Agrar-Ingenieurin für CoWorkLand eG (Kiel), und künftig Tür an Tür mit der Gruppe Schiller in Remlingen. Im Landkreis Wolfenbüttel soll sie das Förderprojekt "Mehrwertorte" befeuern. "In der aktuellen Anlaufphase nehme ich Kontakt auf zu allen Personen und Einrichtungen, die einen Cowork-Space anbieten oder planen", erklärt die Peinerin. Es gelte, sich selbst und später auch der Öffentlichkeit einen Überblick über das Angebot zu verschaffen. "Fünf bis sechs Projekte haben schon eröffnet oder stehen kurz davor, andere brauchen noch Starthilfe."

Bei dieser Gelegenheit gehe es natürlich auch um ein künftiges Netzwerk. "Schließlich haben alle dieselben Probleme, die wir gemeinsam schneller lösen können." Ein erstes Quartalstreffen hat bereits stattgefunden. Und auch die Gründungsberatung und verschiedene Fördermöglichkeiten hat Manuela Schneider im Blick: "Als nächstes stehen auf meiner Liste Kontaktaufnahmen zu Arbeitgebern, die ich vom Konzept Cowork überzeugen möchte." Diese Kontakte sollen dann in beide Richtungen wirken, denn die Regionalmanagerin will dadurch zum Beispiel Arbeitgeber-orientierte Services der CoWorkLand-Buchungsplattform weiterentwickeln helfen.

Tatsächlich hat man ja den Eindruck, dass Deutschland bei den jüngsten Umwälzungen der Arbeitsorganisation etwas über das Ziel hinaus geschossen ist. War früher Anwesenheit Pflicht in den Firmen der Nation, so blieb die Vielzahl der Mitarbeiter durch Corona im Homeoffice. Was zunächst als lebensnah und bequem empfunden wurde, zeigte dann aber doch auch Schattenseiten. Nun also alle wieder zurück ins Büro? Nein, sagen viele Experten. Und verweisen auf Studien, nach denen sich Beschäftigte vor allem dann Unternehmen verbunden fühlen, wenn sie maximale Flexibilität bieten. Eine Anwesenheitspflicht hingegen senke das Zugehörigkeitsgefühl.

"Da ist Coworking auf dem Lande genau der richtige Mittelweg", findet Dr. Schiller. Auf vielfältige Art würden Ressourcen geschont: Arbeitplätze on demand, wegfallende Fahrten zur Firma, und vor allem Gründer profitieren von reduzierten Kosten für Schreibtisch und IT. Man zahlt eben nur, wenn man sich eingeloggt hat. "Andererseits sitzen die Mitarbeiter eben nicht allein im Homeoffice, sondern können sich im Cowork-Space mit anderen Menschen austauschen – mittlerweile gilt es als bestätigt, dass Unternehmen aller Größen von diesem Austausch stark profitieren, weil viele neue Impulse entstehen. Die Wirtschaftsförderung steht gerne als Gesprächspartner zur Verfügung, mit welchen betrieblichen Management- und Organisationsansätzen Coworking nutzbringend eingesetzt werden kann."

Solch guten Einfluss erwartet der WiFö-Geschäftsführer auch nach außen, nämlich in die Dörfer hinein: "Selbstverständlich profitieren Orte, wenn es da Coworking gibt." Dort kämen Menschen zusammen, müssten verpflegt werden, es würde wieder lebendiger. "Im besten Falle kann so ein neuer Dorfmittelpunkt entstehen." Dennis Budin als Projektleiter Beratung der WiFö mag die Eröffnung weiterer Locations gar nicht mehr abwarten. "Dort soll ja nicht nur gearbeitet werden. Wir stellen uns Fortbildungen und Seminare vor, außerdem wollen auch wir als Wirtschaftsförderung uns präsentieren."

Am weitesten gediehen ist mittlerweile die "D-Station", ein Coworking-Angebot in Schöppenstedt. Dort arbeitet seit 2020 mit dem Lab4Land das erste Startup-Förderprogramm, das sich gezielt an Gründungsteams auf dem Land richtet. "Da ist der Landkreis Wolfenbüttel ganz weit vorn", freut sich Dr. Schiller. Nicht zu vergessen sei auch die Bedeutung von öffentlichen Arbeitgebern in Kommunen oder Wissenschaft: "Viele der heutigen Herausforderungen im Bereich des Klimawandels, demographischen Entwicklungen oder Dekarbonisierung der Wirtschaft werden wir nur mit unseren öffentlichen Einrichtungen lösen. Je besser das Verständnis füreinander und die Zusammenarbeit miteinander, desto erfolgreicher werden wir sein." Die Coworking-Angebote haben das Potenzial zu echten Mehrwertorten, findet Dr. Schiller, weil sie diesen Austausch bieten können. "Mit Manuela Schneider werden wir einen echten Schritt weiter kommen."

Quelle: Presseinformation von Regio-Press