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Datum: 24.02.2021

Corona als Chance für eine gerechtere Welt?

Seit mehr als einem Jahr hält die Corona Pandemie die Welt in Atem. Fast jeder Bereich unseres Lebens ist von strengen Vorgaben und Kontaktbeschränkungen betroffen, leider gilt das auch für die Veranstaltungen zur Feier des Weltfrauentages 2021 und den Aktionen zum Equal Pay Day.

Der Weltfrauentag am 8. März dient seit mehr als 100 Jahren der Erinnerung an den weltweiten Kampf von Frauen für gleiche Rechte und gegen die Diskriminierung von Frauen. Der Equal Pay Day macht jedes Jahr deutlich, wie weit die Lohn- und Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen geöffnet ist. Derzeit erhalten Frauen 19 % weniger Einkommen als Männer! In diesem Jahr findet der Equal Pay Day am 10. März statt. Und das bedeutet, dass Frauen bis zum 10. März des Folgejahres arbeiten müssen um das gleiche Einkommen zu erzielen wie die Männer. Beide Tage sind miteinander eng verbunden, da sie deutlich machen, dass Gleichstellung der Geschlechter noch lange nicht erreicht ist.

Die Corona Pandemie macht die weiterhin vorhandenen frauenpolitischen Defizite nochmals wie unter einem Brennglas sichtbar!

Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin, sieht die Ungleichheit der Geschlechter durch die Pandemie deutlich verstärkt. „Insbesondere Mütter sind die Verliererinnen der Pandemie“. Reduzierung der Arbeitszeit und die damit verbundenen finanziellen Einbußen sowie die verstärkte Einbindung in familiäre Aufgaben wird die „bestehenden Ungleichheiten weiter zementieren“, betont die Soziologin.

Die schon vor der Pandemie schwierige Vereinbarkeit der unterschiedlichen Lebensbereiche von Frauen wird bei geschlossenen Schulen und Kindergärten zur Belastungsprobe für viele Beziehungen. Alleinerziehende werden vor Herausforderungen gestellt, die sich kaum bewältigen lassen.

Eine Untersuchung der pronova BKK ergab für das Jahr 2020 eine deutliche Zunahme psychischer Beschwerden bei Frauen, auch hier wieder besonders bei den Alleinerziehenden. Eingeschränkte Kontakte zu Freunden und Verwandten, finanzielle Probleme, fehlende Rückzugsmöglichkeiten und die Herausforderungen des Home-Schooling sind ein Mix, der die Menschen und besonders die Frauen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt.

Festzustellen ist auch eine Steigerung der häuslichen Gewalt, oft ausgelöst durch den Stress der Pandemie, finanzielle Schwierigkeiten und fehlende Sozialkontakte. Gleichzeitig ist der Zugang zum Hilfssystem durch die permanente Anwesenheit der Lebenspartner oft zusätzlich erschwert.

Es sind vor allem Frauen (ca. 76 Prozent), die in den nun als systemrelevant und unverzichtbar geltenden Berufen wie der Pflege oder dem Einzelhandel arbeiten. Es sind aber vor allem diese Frauen, die schon vor der Pandemie einer Teilzeitbeschäftigung oder einem Minijob nachgingen und die jetzt unter die Bedürftigkeitsschwelle fallen. Die plötzliche aber leider nicht nachhaltige gesellschaftliche Wertschätzung für ihre Tätigkeiten steht dabei im extremen Gegensatz zum niedrigen Lohnniveau der systemrelevanten Berufe. Die Ungleichbehandlung wird auch bei finanziellen Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes durch Arbeitgeber sichtbar. So erhielten 46% der Männer in Kurzarbeit eine Aufstockung aber nur 36% der Frauen.

Das Frauenbündnis 8. März Wolfenbüttel fordert aus Anlass des Weltfrauentages und des Equal Pay Days eine gleichberechtigte Zukunft in einer Post-Covid-19 Welt, deshalb muss

  • eine geschlechtergerechte Auswertung der Folgen der Pandemie erfolgen,
  • Gender Budgeting für Rettungspakete und Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung geplant werden,
  • eine finanzielle und soziale Neubewertung systemrelevanter Berufe sowie
  • strukturell belastbare Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder geschaffen werden!

Leider wird auch in diesem Jahr der 8. März nicht gefeiert wie geplant. Eingeladen war Frau Kloss, die uns mit Ihrem Stück „Keine Hochzeit ist auch kein Vergnügen“ aufheitern wollte. Zum Glück konnten wir Frau Kloss für den 8. März 2022 mit demselben Programm gewinnen. Die von Ihnen bereits im vergangenen Jahr erworbenen Karten behalten auch für 2022 ihre Gültigkeit.

Aus bekannten Gründen wird auch der Kinoabend der ASF am diesjährigen Equal Pay Day nicht stattfinden. Für 2022 ist die Kinoveranstaltung am Equal Pay Day wieder geplant.

Quelle: Pressemitteilung der Gleichstellungsbeaugtragten des Landkreises Wolfenbüttel / Frauenbündnis 8. März Wolfenbüttel