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Datum: 03.04.2025

Landkreis unterstützt inklusive Bildung und Erziehung in Kitas

In einer integrativen Kindertagesstätte profitieren Kinder mit und ohne Behinderung gegenseitig voneinander. In den sogenannten I(nklusions)-Gruppen gilt ganz selbstverständlich: Gemeinsam leben und gemeinsam lernen. Das Niedersächsisches Gesetz über Kindertagesstätten und Kindertagespflege (NKiTag) regelt den gesetzlichen Anspruch von Kindern mit Behinderung auf einen Kita-Platz mit heilpädagogischer Betreuung. Für diesen inklusiven Bildungsauftrag sind entsprechend qualifizierte heilpädagogische Fachkräfte erforderlich – und für diese gibt es einen hohen Bedarf.

In Zukunft mehr Inklusionsgruppen möglich

Der Landkreis Wolfenbüttel hat auf diesen Bedarf reagiert und bietet seit November 2024 die einjährige Weiterbildung: „Integrative Erziehung und Bildung in Tageseinrichtungen für Kinder im Kontext inklusiver Bildungsprozesse“ (IEB) nach Rahmenlehrplan des niedersächsischen Kultusministeriums an. Sie richtet sich an pädagogische Fachkräfte, die eine heilpädagogische Zusatzqualifizierung erwerben wollen.

„Der Bedarf an Integrationsplätzen in Kitas ist hoch, derzeit kann dieser Bedarf aber nicht ausreichend gedeckt werden. Die Kitas würden gerne mehr machen, aber es fehlen die Fachkräfte. Unsere Lösung im Landkreis ist, das bestehende Kita-Personal weiterzubilden. Das passiert vor Ort in Wolfenbüttel, so dass die Wege zur Ausbildung kurz sind. So schaffen wir ganz pragmatisch mehr Plätze für eine inklusive Kita“, erklärte Bernd Retzki, Sozialdezernent des Landkreises Wolfenbüttel.

Maßnahme aus dem Handlungsplan Inklusion

Die Weiterbildung ist eine Maßnahme, die im 2. Handlungsplan Inklusion des Landkreises formuliert ist. Damit sollen auch mehr Integrationsplätze in Kitas geschaffen werden. Wie viele es gibt und wie viele noch benötigt werden, darüber verschafft sich der Landkreis über sein Familien- und Kinderservice-Büro (FKSB) einen Überblick. „Wir wollen einerseits Eltern und Kinder unterstützen, einen passenden Kita-Platz zu finden und gleichzeitig alle vorhandenen Integrationsplätze ausschöpfen. Das gelingt, da wir eine gute Übersicht über die Integrationsgruppen im Landkreis haben und alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen. Hierzu gehört mittlerweile auch ein über die letzten Jahre entstandenes und gut funktionierendes Netzwerk unter den ganzen beteiligten Institutionen, Gemeinden und Kitas “, so Nadine Kindermann, zuständige Mitarbeiterin im FKSB.

Die Weiterbildung findet in der Volkshochschule Landkreis Wolfenbüttel statt und startete mit zwölf Teilnehmerinnen. Sie entstand in enger Kooperation zwischen dem Sozialdezernat des Landkreises, dem Jugendamt des Landkreises, der Volkshochschule sowie der Medical School Berlin, Hochschule für Gesundheit und Medizin (MSB). Die MSB ist für die inhaltliche Durchführung verantwortlich und kommt mit ihrem Dozententeam monatlich für einige Tage zum Unterricht nach Wolfenbüttel. Der Lehrplan ist breit gefächert und beinhaltet Themen aus Theorie und Praxis.

Die IEB-Weiterbildung sei ein vorbildliches Angebot, um dem Gesetzesauftrag und auch der der UN-Behindertenrechtskonvention gerecht zu werden, so Professor Dr. Holger Nieberg von der MSB: „Wir erleben alle Beteiligten, den Landkreis, die VHS und die beteiligten Einrichtungen, als extrem engagiert. Als MSB ist unser Anspruch, die Weiterbildung auf Hochschulniveau anzubieten. Und falls Teilnehmende danach noch weitermachen möchten, können sie ganz unkompliziert ein verkürztes Bachelorstudium in Heilpädagogik anschließen.“

Ein Lehrplan des Kultusministeriums Niedersachsen gibt die Inhalte vor. Für die zwölf Teilnehmerinnen aus den Kindertagesstätten bedeutet das viel Lernstoff. Die Weiterbildung dauert ein Jahr, 280 Stunden Unterricht sind zu bewältigen. Die Teilnehmerinnen des aktuellen Durchgangs seien mit hoher Motivation dabei, so Dozent Nieberg. „Die Inhalte werden sehr praxisbezogen auf die eigene Kita diskutiert, die Teilnehmerinnen können sich über ihre Erfahrungen austauschen und die neuen Impulse gleich mitnehmen“, erläuterte Nieberg. Neben dem Unterricht sind noch fachliche Hausarbeiten, Analysen und Protokolle und eine mündliche Prüfung zu erledigen. „Die Dozenten unterstützen uns sehr, ich fühle mich im Kurs gut aufgehoben“, so eine Teilnehmerin. Eine andere Teilnehmerin sagte: „Ich wünsche mir mehr Inklusion und kann jetzt selber dazu beitragen“.

Hoher Bedarf für die Weiterbildung

Katja Schlager, Leiterin des Bildungszentrums und der Volkshochschule betont die Relevanz dieses Weiterbildungsangebots. „Es gibt einen hohen Bedarf für diese Weiterbildung. Wir planen bereits den nächsten Durchgang, der im Herbst dieses Jahres beginnt.“

Interessierte können sich bereits jetzt zu einer Online-Informationsveranstaltung anmelden, die am 17. Juni 2025 vormittags stattfinden wird. An diesem Termin werden die Rahmenbedingungen, Inhalte und das Dozententeam vorgestellt. Fragen zur Weiterbildung und zur Informationsveranstaltung beantwortet Claudia Heiße, Fachbereichsleitung Wissen und Weiterbildung der Volkshochschule. Kontakt per E-Mail: c.heisse@lk-wf.de