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Datum: 09.09.2024

So lebendig ist unsere Demokratie

»Für Freiheit und Demokratie – gestern, heute, morgen« ist Programm und Aufforderung zugleich. Ein breites Bündnis von Veranstaltern und Kooperationspartnern blickt einen (Themen-)Monat lang zurück in die Geschichte der Weimarer Republik, greift aktuelle Debatten und Fragestellungen auf und lädt zu Workshops und aktiver Beteiligung ein. Am Mittwoch, 4. September 2024, wurde im „Wissensort Wolfenbüttel (WOW!) die Eröffnung gefeiert.

Den Rahmen der Veranstaltungsreihe bis zum 2. Oktober bietet eine Ausstellung zur Geschichte des vor 100 Jahren gegründeten Vereins Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sowie die Ausstellung ToleranzRäume. Erstgenannte veranschaulicht das politische Engagement des Republikschutzbündnisses »Für Freiheit und Demokratie« – auch in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel – in der Zeit von 1924 bis 1933. Die zweitgenannte beleuchtet die Bedeutung und Ausprägung von Toleranz für uns alle, ob jung oder alt, in unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen.

Berthold Brücher, Vorsitzender DGB-Kreisverband, begrüßte die zahlreichen Besucherinnen und Besucher im WOW!. Die zahlreichen Veranstaltungen in den kommenden Wochen sollen zum Dialog und zur Diskussion anregen. „Denn Demokratie lebt vom Dialog“, erinnerte Brücher, „insbesondere in einer Zeit, in der manches aus den Fugen zu geraten scheint“.

„Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ Mit diesem Churchill-Zitat begann Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic sein Grußwort zur Eröffnung. Gemeinsam mit Landrätin Christiana Steinbrügge hat er die Schirmherrschaft für den gesamten Themenmonat übernommen. Die Geschichte der Demokratie war und ist auch immer ein Kampf gegen Bedrohungen aller Art. Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hätten gezeigt, dass in einer Demokratie auch Rechtsextremisten in Regierungsverantwortung kommen könnten. „Deshalb ist es wichtig, aufzuklären, damit unsere Demokratie eben nicht gefährdet wird – und dies ist die Aufgabe dieser Veranstaltungsreihe.“ Vor 75 Jahren trat das Grundgesetz in Kraft, vor 100 Jahren gründete sich das »Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold«. Im Zeichen dieser beiden Jubiläen werden zahlreiche Ausstellungen, Vorträge, Lesungen und vieles mehr die Lebendigkeit und Vielfalt unserer Demokratie aufzeigen. Einen besonderen Dank richtete er an Rudolf Fricke als Ideengeber dieser Reihe.

Landrätin Christiana Steinbrügge fragte in die Runde, wie es dazu kommen konnte, dass sich immer mehr Menschen von der liberalen Demokratie entfernen. „Was hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren verändert?“ Finanzkrise, Eurokrise, massive Fluchtbewegungen, Coronakrise und Klimakrise? Mit Blick auf die Forschung des Politologen Wolfgang Merkel ging die Landrätin auf Ursachenforschung. Die Krisen- und Konfliktdimensionen der vergangenen Jahre haben die Gesellschaft vertikal geteilt. Auf dem einen Pol dieser Konfliktlinie stehen die mit hohem kulturellen und ökonomischen Kapital ausgestatteten, meist urban lebenden Mittelschichten, die in der Regel einem kosmopolitischen Weltbild folgen. An dem anderen Pol dieser Konfliktlinie finden sich die „Kommunitaristen". Sie verfügen über eine deutlich geringere formale Bildung, haben ein niedrigeres Einkommen und befinden sich sozioökonomisch in der unteren Hälfte der Gesellschaft. Die nicht selten handgestrickten moralischen Positionen reißen die Verständigungsbrücken zwischen den Lagern zunehmend nieder, Opponenten werden zu Feinden. „Wer nicht meiner Meinung ist, ist nicht nur nicht meiner Meinung, sondern jemand, den es zu bekämpfen gilt“, so die Landrätin, „diese Kommunikations- und Kooperationsblockaden sind aktuell die größte Bedrohung unserer Demokratie.“ Und dieser gelte es – wie mit Veranstaltungen in dieser Reihe, entgegenzuwirken.

Wie lebendig und vielfältig unsere Demokratie ist, wurde schon bei der Eröffnung durch die Gruppe Folklicht deutlich. Lina Hoppe, Denis Fischer und Folkert Dücker verstanden es mit Liedern und Texten zum Nachdenken aber auch Schmunzeln anzuregen. Sie präsentierten Ausschnitte aus ihrem Programm Demokratie im Feierabend. Die komplette Bestandsaufnahme in Liedern und Texten kann am 8. November um 19 Uhr in der Donnerburg 15 in Klein Denkte und am 9. November um 20.30 Uhr im Feierabendhaus in Wolfenbüttel verfolgt werden. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.

Veranstalter der Reihe

DGB – Deutscher Gewerkschaftsbund (Kreisverband Wolfenbüttel), Landkreis Wolfenbüttel (Bildungszentrum), Stadt Wolfenbüttel, (Kulturbüro), AWO Ortsverein Wolfenbüttel e.V., Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – Bund aktiver Demokraten e.V.

Kooperationspartner

Niedersächsisches Landesarchiv (Abteilung Wolfenbüttel), Kunstverein Wolfenbüttel e.V., Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin, Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel, Galerie Kulturhaus Dettum, Till Eulenspiegel-Museum Schöppenstedt, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Polizeikommissariat Wolfenbüttel und viele andere.

Weitere Informationen

Quelle: Presseinfomation Stadt Wolfenbüttel