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Datum: 29.03.2021

Die ökumenische Suppenküche in Wolfenbüttel

Die 1996 entstandene ökumenische Suppenküche ist aus Wolfenbüttel nicht wegzudenken. Frau Effe erzählt über ihr Engagement gemeinsam mit vielen weiteren Ehrenamtlichen für diesen besonderen Ort der Begegnung auf Augenhöhe, der für die Gäste wie eine Ersatzfamilie ist, so die Leiterin.

Welches Engagement führen Sie aus?

Die Suppenküche zu leiten heißt, Teil eines Teams zu sein. Deshalb ist es mir wichtig auf den Bildern nicht als Einzelne, sondern als Mitwirkende in einer Gemeinschaft dargestellt zu werden. Zurzeit engagieren sich circa 70 Ehrenamtliche, Damen und auch Herren. Vier Zweier-Teams erstellen im wöchentlichen Wechsel Menüs, kaufen ein, teilen die Ehrenamtlichen Helfer*innen ein. Es erfordert organisatorisches Geschick. Es macht uns viel Freude, unseren Gästen auf Augenhöhe zu begegnen. Ein warmes Mittagessen und ein freundlicher Blick, ein Ohr, das gut zuhören kann. Von der Bäckerei Richter erhalten wir seit 1996 täglich Brot und Kuchen vom Vortag, vom Parkhotel „Altes Kaffeehaus“ Kuchen und Torten vom Vortag. Für die „Montagssuppen“ liefert uns die Schlachterei Heine die Würstchen. Alle diese Lebensmittel bekommen wir kostenlos. Die Ausgabe erfolgt in den Wintermonaten von November bis März täglich. Der Höhepunkt ist das gemeinsame Weihnachtsessen. Im Sommer wird das Angebot durch das mittwochs stattfindende Sommerfrühstück ergänzt.

Wer kommt zur Suppenküche?

Menschen mit geringem Lebensunterhalt, sozial Ausgegrenzte, Frührentner*innen, Arbeitslose, alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern oder auch einsame Menschen. Wer einmal durch das soziale Netz gefallen ist, kommt schwer aus eigener Kraft heraus. Seit dem Frühsommer 2020 versorgen wir zudem die Obdachlosen mit wöchentlichen Lebensmittelbeuteln sowie mit Hygieneartikeln. Es geht um Armut in einer immer komplexer werdenden Welt. Da hilft ein Ort, an dem eine warme Mahlzeit eingenommen werden kann, ohne dass man sich dafür rechtfertigen muss. Ein Schutzraum, in dem man Respekt und Unterstützung erfährt. Die Gespräche sind dabei genauso wichtig wie das Essen. Pro Mahlzeit kommen im Schnitt 40 bis 50 Personen. Man kennt sich. Einmal satt werden kostet 1 Euro. Wer kein Geld hat, bezahlt später. Mit diesem Beitrag werden einige Kosten gedeckt, vor allem aber wird dadurch die Würde der Gäste in den Vordergrund gestellt. Denn das was kostet, ist kein Almosen.

Wie kamen Sie zum Ehrenamt in der Suppenküche?

In meiner Tätigkeit als Pfarramtssekretärin bei der St. Petrus Gemeinde von 1996 bis 2009 habe ich viele Hilfesuchende kennengelernt. Die Büro-Tätigkeit der Suppenküche wurde von mir an den Samstagen erledigt. Als ich 2009 in den Ruhestand trat, habe ich offiziell die Leitung der Suppenküche übernommen. Beruflich hatte ich ein breites Netzwerk aufgebaut, das ich im Dienste der Suppenküche aktivieren konnte. Was fehlte, war die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Ich schrieb Vertreter*innen von Politik und Wirtschaft an und lud alle ein, mit uns an einem jeweils ausgesuchten Samstag zu kochen und gemeinsam zu essen. Das Angebot wurde rege angenommen. Politiker*innen aller demokratischen Parteien und Mitglieder verschiedener „Eliteclubs“ kommen immer wieder gerne. Es gibt kleine Ansprachen, persönliche Gespräche und einen besonderen Mittagstisch, den die Hobby-Köch*innen finanzieren. An diesen Tagen fühlen sich unsere Gäste besonders angenommen. Denn es geht immer um Menschen. Durch diese Besuche sind wir auch an große Firmen wie MKN und Jägermeister gekommen, die die Suppenküche konkret unterstützen. Die Erntedankspenden aller katholischen und evangelischen Kirchengemeinden aus Stadt und Landkreis bereichern seit vielen Jahren die Suppenküche mit den Erträgen. Die Liste unserer Unterstützer*innen ist lang und vielfältig. Auf diesem Wege möchten wir allen herzlich danken! Die Suppenküche gehört einfach zu Wolfenbüttel.

Was bedeutet die Corona-Pandemie für die Suppenküche?

Ein herber Rückschlag. Es fehlen die sozialen Kontakte und das persönliche Miteinander. Aber aufgeben ist keine Option! Wir arbeiten jetzt anders. Im wöchentlichen Wechsel gibt es nun gut gefüllte Lebensmitteltüten oder Lebensmittelgutscheine, die beim EDEKA im Forum eingelöst werden können. Bei der Firma REWE in Linden werden 14-tägig Bestellungen für die Ausgabe geordert. Es war ein hoher bürokratischer Aufwand, diese Aktionen ins Leben zu rufen, beispielsweise wegen der strengen Hygienemaßnahmen. Konzepte mussten her – aber das Unmögliche möglich zu machen, das ist ja immer unser Motto gewesen. Unseren Höhepunkt des Jahres, das Weihnachtsessen, ließen wir nicht ausfallen. Wir haben es fertig gegart mit einer gut sortierten Weihnachtstüte unseren Gästen nach Hause gebracht. Diese gemeinsame Aktion war ein großes Zeichen der Solidarität. Wir hoffen sehr, im Mai wieder mit dem Sommerfrühstück starten zu können.

Was braucht die Suppenküche am dringendsten?

Nachwuchs. Viele unserer Ehrenamtlichen haben als Rentner*in vor 20 Jahren angefangen. Aber auch jüngere Leute unterstützen uns. Der Einsatz ist immer von 8:30 bis 14:00. Auch ein Tag die Woche hilft!