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Datum: 04.10.2019

Festakt im Lessingtheater: Erinnerungen an die Grenzöffnung 1989

Am Donnerstag, dem 3. Oktober 2019, veranstaltete die Stadt gemeinsam mit dem Landkreis Wolfenbüttel im Lessingtheater einen Festakt zum 30-jährigen Jubiläum der Grenzöffnung unter dem Motto "Vom Rand der Republik in Deutschlands Mitte".

„Wir erinnern uns mit Sicherheit alle an das Jahr 1989“, betonte Bürgermeister Thomas Pink. Sei es der 19. August 1989 mit der Öffnung der ungarischen Grenze, die Bilder aus der Prager Botschaft, die Bilder von den Montagsdemos bis zum Motto „Wir sind das Volk“ aus dem dann „Wir sind ein Volk“ wurde. „Dann kam der 9. November, der Tag, der alles veränderte“, so Pink. „Ich war mit Freunden vor dem heimischen Fernseher, um Fußball zu gucken – doch als die Nachrichten vom Fall der Mauer kamen, interessierte das Spiel keinen mehr“. Am 12. November wurde dann auch die Grenze bei Mattierzoll geöffnet. „Dieses weltpolitische Ereignis war die größte nationale Errungenschaft“, bilanzierte Pink, „das beeindruckt mich heute noch. Der Tag der deutschen Einheit ist ein Tag der Freude. Zum anderen müssen wir aber versuchen, unverkrampfter und filterloser über die Deutsche Einheit zu diskutieren und auch über die Dinge, die uns vielleicht noch trennen, zu sprechen.“

Landrätin Christiana Steinbrügge betrachtete den 9 November in der deutschen Geschichte in seiner Gesamtheit. Denn grade dieser Tag sei ein „Schicksalstag“ der Deutschen. Sei es des Novemberrevolution 1918, der Geburtsstunde der ersten Demokratie in Deutschland, der gescheiterte Hitlerputsch 1923, die Reichspogromnacht 1938 oder eben der 9. November 1989 mit dem Fall der Mauer in Berlin. „Ich habe den Eindruck, dass die Mehrheit der Menschen aus Ost und West in ihrem gemeinsamen Land angekommen sind. Natürlich gibt es unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen, darüber müssen wir sprechen und da, wo gleichwertige Lebensverhältnisse nicht erreicht sind, muss nachgebessert werden. Was wir aber vor allem brauchen, ist eine Kultur der offenen Ohren und des offenen Austausches - für einen neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt einen Solidarpakt der Wertschätzung“.

Gastredner Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes und ehemaliger Oberkreisdirektor und Landrat der Landkreise Wernigerode und Harz (1990 bis 2019) erinnerte an die unmittelbare Zeit nach der Wende bis zur Wiedervereinigung. Für alle sei es eine spannende und aufregende Zeit gewesen; mit der Wiedervereinigung habe es aber auch Menschen gegeben, die sich für die friedliche Revolution eingesetzt hatten und plötzlich als Verlierer der Einheit gefühlt haben. Dennoch stehe Deutschland heute viel besser da als vor 30 Jahren, was im Alltag häufig vergessen werde. „Es gibt sie, die blühenden Landschaften, wenn man sie denn auch sehen möchte“, betonte Ermrich.

„Grenzen erkennen – Grenzen überwinden“ war das Motto eines Projektes von Schülerinnen und Schülern der Henriette-Breymann-Gesamtschule. Rund 60 Schüler, Lehrer und Eltern liefen oder fuhren per Rad in neun Tagen rund 1400 Kilometer entlang des „grünen Bandes“ (Verlauf der ehemaligen Grenze). Auf der Bühne berichteten die Schüler von dieser beeindruckenden Aktion mit Worten und Bildern.

Musikalisch begleitet wurde der Festakt von Revolutzajam und Globality aus Osnabrück unter der Leitung von Tabea Mangelsdorf und David K. Ehlers. Dieses multikulturelle und generationsübergreifende Musikprojekt vereint Chor, Jugendband, Orchester, Tänzer und Solisten, diese führten Friedens- und Freiheitslieder aus aller Welt auf.

Begleitend zur Veranstaltung gab es die Ausstellungen „Grenzgeschichten“ (Bildungszentrum des Landkreises) und „Der Weg zur deutschen Einheit in Wolfenbüttel“ (Museum Wolfenbüttel) zu sehen. 

Quelle: Presseinformation der Stadt Wolfenbüttel