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Datum: 07.06.2022

Engagement des Monats - Renate Senftleben und der Weltladen

Renate Senftleben engagiert sich seit 16 Jahren ehrenamtlich in dem Verein „Werkstatt Solidarische Welt e.V.“ und im Weltladen Wolfenbüttel, der 2014 eröffnet wurde, um ein Bewusstsein für fairen Handel in der Gesellschaft zu schaffen. Momentan ist sie Vorstandsmitglied und für den Einkauf von Waren für den Weltladen zuständig.

Wie sind Sie dazu gekommen sich ehrenamtlich im Weltladen bzw. für die Werte, die der Laden vermitteln soll zu engagieren?

Ich habe viele Jahre im Süden von Indien gelebt und dort einige Fairtrade Unternehmen kennengelernt, die sich für bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne der Arbeiter und Arbeiterinnen einsetzen. Als mein Mann und ich zurück nach Deutschland gekommen sind, wollte ich die Erfahrungen zum Fairen Handel, die ich gesammelt habe, in Deutschland umsetzen. Ich wollte dazu beitragen, dass sich die Lebensumstände der arbeitenden Bevölkerung in Indien bzw. weltweit verbessern. Zu Beginn meines Engagements habe ich im Zentrum für Umwelt und Mobilität gearbeitet und dort Faire Lebensmittel verkauft. Das Z/U/M ist ein Zusammenschluss aus vier Umweltvereinen: NABU, BUND, ADFC sowie VCD und dient als Kommunikations- und Informationsort für Gruppen, um sich auszutauschen und Aktionen zu planen. Es befindet sich jetzt im Kleinen Zimmerhof.

Damals gab es im Z/U/M nur Lebensmittel wie Kaffee, Tee und Schokolade während der Weltladen heute auch noch viele andere Produkte wie Kunsthandwerk z.B. Kerzen oder Seifen anbietet.

Generell bereitet mir sowohl die Arbeit im Weltladen als auch die Arbeit im Verein „Werkstatt Solidarische Welt e.V.“ sehr viel Freude. Der Verein bietet auch zahlreiche Weiterbildungen an und man knüpft oft Kontakte zu vielen interessanten Menschen, was mir auch sehr gefällt.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im Bereich „Fairer Handel“ und was können Sie persönlich aus dieser Arbeit ziehen?

Ich möchte in der Gesellschaft ein Bewusstsein für Fairen Handel schaffen und zeigen, dass ein Handel auf gleichberechtigter und partnerschaftlicher Ebene zwischen dem Erzeuger / der Erzeugerin und dem Händler / der Händlerin möglich ist.
Durch meine ehrenamtliche Arbeit hat sich vor allem mein Konsumverhalten im Alltag verändert. Beispielsweise hinterfrage ich bei einem Einkauf öfter als vorher, ob ich ein bestimmtes Produkt wirklich benötige und kaufe bevorzugt faire Produkte ein.

Wie ist der Weltladen in Wolfenbüttel entstanden und wie würden Sie den Weltladen beschreiben?

Der Verein „Werkstatt Solidarische Welt e.V.“ wurde nach einer Veranstaltung der St. Thomas Kirchengemeinde zum Thema „Fairer Handel“ gegründet. Aus diesem Grund begann der Verkauf Fairer Lebensmittel im Z/U/M, um allen Menschen in Wolfenbüttel Zugang zu Waren aus Fairem Handel zu ermöglichen. Zum damaligen Zeitpunkt waren wir nur sieben Mitglieder im Verein.

2013 kam dann die Idee auf einen eigenen, größeren Laden zu gründen. Nach einigem Planen und Werben für einen Weltladen in Wolfenbüttel, fanden wir Anfang 2014 ein freies Ladengeschäft und im Mai 2014 fand die große Eröffnung mit dem Bürgermeister, der Landrätin sowie vielen Unterstützern statt.

Zu diesem Zeitpunkt war unser Verein um viele Mitglieder gewachsen.

Im ersten Jahr konnten wir die Miete durch eine Mietminderung der Vermieterin sowie durch Zuschüsse von Kirchengemeinden zahlen. Seitdem können wir die Miete mit den Einnahmen, die wir im Laden erwirtschaften, begleichen.

Momentan arbeite ich regelmäßig vier Stunden im Laden im Verkauf, verbringe aber einige Stunden mit dem Bestellen der Waren für den Weltladen zu Hause.

Im Augenblick engagieren sich insgesamt 32 Ehrenamtliche regelmäßig im Weltladen in den diversen Ehrenamtsbereichen. Dazu zählt der Verkauf der Waren, das Dekorieren des Schaufensters mehrmals im Jahr, aber auch die Planung und Umsetzung von politischen Aktionen. Der Weltladen wird nur von ehrenamtlichen Mitarbeitenden getragen, was ich sehr beeindruckend finde.

Generell bringt der Weltladen uns die Welt näher und zeigt der Gesellschaft andere Handelsmöglichkeiten auf.

Beim Weltladen steht auch nicht nur der Verkauf von fairen Produkten im Vordergrund, sondern auch die politische Arbeit und Bildungsarbeit in Schulen oder Gemeinden.

Wir unterstützen z.B. im Gymnasium im Schloss die Fairtrade AG für Schüler und Schülerinnen.

Unser Sortiment umfasst Kaffee, Tee, Schokolade und Kunsthandwerk wie z.B. Seifen, Kerzen, Sonnengläser und vieles mehr. Übrigens ist das Sonnenglas ein Einmachglas, das LEDs mit einem integrierten Akku enthält. Dieser Akku wird tagsüber durch Sonnenenergie aufgeladen und nachts geben die LEDs über den Akku Licht ab. Ein Fairtrade Produkt aus Südafrika, um nachhaltig Licht zu spenden.

Welche Veranstaltungen oder Aktionen sind in diesem Jahr für den Weltladen geplant?

Am 14. Mai 2022 hat der bundesweite Weltladentag stattgefunden, bei dem auf die Dumping Preise, d.h. die Produkte werden unter ihren Herstellungskosten verkauft, im Handel aufmerksam gemacht wurden oder beispielsweise, dass zahlreiche Erzeugerinnen und Erzeuger in Armut leben trotz des Verkaufes ihrer Waren weltweit. Außerdem werden auch politische Themen wie das Lieferkettengesetz angesprochen.

Aktuell planen wir für die Faire Woche einige Aktionen mit der Steuerungsgruppe Fairtrade Town Wolfenbüttel und dem Verein „Fair in Braunschweig“. Die Faire Woche findet jedes Jahr bundesweit in den letzten beiden Wochen im September statt.
Ende September wird es in Kooperation mit der vhs einen Kaffeevortrag mit einem Referenten aus Nicaragua geben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Weltladens in Wolfenbüttel?

Ich würde mir wünschen, dass der Weltladen in Wolfenbüttel bekannter wird.

Viele Menschen in Wolfenbüttel kennen uns immer noch nicht und sind ganz erstaunt, wenn Sie zu uns kommen, wie umfangreich unser Angebot ist und das die Preise doch nicht so hoch sind, wie vermutet. Es sind aber faire Preise.

Ich fände es schön, wenn sich auch mehr jüngere Menschen im Verein engagieren würden. Es gibt ja nicht nur den Weltladen mit dem Verkauf, sondern auch noch die anderen Bereiche in unserem Verein wie Bildungs- oder Öffentlichkeitsarbeit wo man sich engagieren kann.

Das Gespräch führte Frau Kohl.